Hanneliese Palm, Christoph Steker (Hrsg.)
Künstler, Kunden, Vagabunden

Texte, Bilder und Dokumente einer Alternativkultur der zwanziger Jahre

Grafiken und Briefe, programmatische Texte und zeithistorische Dokumente lassen die Blütezeit der Vagabundenkultur in Deutschland wieder aufleben.

Die »Bruderschaft der Vagabunden«, eine anarchistisch, später auch kommunistisch orientierte Bewegung von Landstreichern und Vagabunden, verschafft sich Ende der zwanziger Jahre aus dem gesellschaftlichen Abseits heraus weithin Gehör: Im »Verlag der Vagabunden« erscheinen ihre Schriften, die eine »Philosophie der Landstraße« entwerfen und propagieren. Ihr künstlerischer Anspruch äußert sich in den Werken der »Künstlergruppe der Bruderschaft der Vagabunden«, gegründet vom »König der Vagabunden« Gregor Gog sowie den Malern Hans Tombrock, Hans Bönnighausen und Gerhart Bettermann. In diesem Umfeld erscheint auch die Zeitschrift Der Kunde bzw. Der Vagabund mit sozialkritischen Artikeln, autobiografischen Berichten, Liedern und Gedichten, Zeichnungen und programmatischer Prosa. Materialreich und in Farbe lässt dieser Band die durch die Zäsur von 1933 verdrängte vagabundische Kultur wieder lebendig werden und erinnert in einem breiten Panorama an das Leben und Wirken derer, für die das Unterwegssein einmal ein alternativer Lebensstil gewesen ist.

Neben Texten von Gregor Gog, Jo Mihàly, Artur Streiter und Rudolf Geist versammelt der Band zahlreiche Arbeiten der Vagabundenkünstler sowie Reaktionen und Kommentare von Briefpartnern und Freunden der Bewegung wie Martin Buber, Hermann Hesse, Else Lasker-Schüler, Thomas Mann und Stefan Zweig.

Der Band Künstler, Kunden, Vagabunden bildet den Auftakt der Reihe Bibliothek der Archive, die außergewöhnliche Schätze zutage fördern und damit gleichzeitig die wertvolle Arbeit der sie behütenden Archive vorstellen will. Herausgeber der Reihe sind der Editionswissenschaftler Bernd Füllner und der Literaturwissenschaftler Christoph Steker.

Mit einem Beitrag von Walter Fähnders
Bibliothek der Archive, Band 1:
Fritz-Hüser-Institut für Literatur
und Kultur der Arbeitswelt, Dortmund
240 Seiten
Klappenbroschur
zahlreiche farbige Abbildungen
18,5 × 24 cm
(D) € 28,00, (A) € 28,80, sFr 36,50 (UVP)
ISBN 978-3-946595-08-3

Pressestimmen

»Eine äußerst lesenswerte und wunderbar aufgemachte Textsammlung.« – Christopher Wimmer, taz

»Programmschriften, Autobiografisches, Lieder, Gedichte, Zeichnungen aus dem reichen Fundus des Dortmunder Fritz-Hüser-Instituts, sorgfältig zusammengestellt, kundig erläutert und fein präsentiert.« – Erhard Schütz, Der Freitag

»Der Auftakt einer bemerkenswerten Reihe.« – Buchkultur

»Diese kreativen ›Tippelbrüder‹ haben künstlerisch und literarisch einiges hinterlassen. … Die Typografie und die liebevolle Gestaltung machen das neu erschienene Buch zu etwas Besonderem.« – Volker Jakob, Westfalenspiegel

»Der Band ist gleichzeitig Einführung, Quellensammlung und ›Bilderbuch‹ einer eigensinnigen Bewegung zwischen Kunst, Lebensreform und Revolte: ›Wo der Bürger aufhört, beginnt das Paradies.‹« – Volker, Asphalt

»Dem Fritz-Hüser-Institut und seinen über Jahrzehnte zusammengetragenen Dokumenten und Archivalien ist es zu verdanken, dass heute die Aktivist*innen dieser Vagabunden-Bewegung der Weimarer Zeit nicht in Vergessenheit geraten sind. Und dieses Buch dokumentiert diese Tatsache aufs Beste.« – Jochen Knoblauch, Untergrund Blättle

»Mit seiner vielfältigen Auswahl … präsentiert dieser Band einen besonderen Teil der Sammlung des Fritz-Hüser-Instituts und ruft eine heute vergessene … vagabundische (Sub-)Kultur wieder ins Gedächtnis. Der Beitrag von Artur Streiter gibt einen guten Einblick in das radikale politische Denken dieser minoritären Gruppe.« – Bernd Hüttner, Contraste

»Neben der hervorragenden Gestaltung besticht der Band vor allem durch seinen umfangreichen Bildteil, bei dem man verschiedene Nachlässe und den Bestand der Bibliothek des ›Fritz-Hüser-Instituts‹ nutzte, das sich aus dem ›Archiv für Arbeiterdichtung und soziale Literatur‹ des Dortmunder Bibliothekars Fritz Hüser entwickelt hat.« – Sax

Hanneliese Palm, Jahrgang 1953, leitete von 2005 bis 2018 das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt in Dortmund, das Schrift-, Ton- und Bilddokumente zu allen Bereichen des kulturellen, insbesondere literarischen Umfelds der Arbeiterbewegung in der zeitgenössischen und modernen Literatur sammelt. Sie veröffentlichte zahlreiche Beiträge zur Geschichte des Instituts sowie zur Entwicklung der Arbeiterliteratur und zu einzelnen ihrer Autoren.

Christoph Steker, Jahrgang 1984, ist Programmleiter im C. W. Leske Verlag und arbeitet als freiberuflicher Lektor in Köln. Er studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte in Köln und Prag. Neben Beiträgen in wissenschaftlichen Sammelbänden zählt zu seinen Veröffentlichungen die Monografie Böhmische Erinnerungsräume in W. G. Sebalds »Austerlitz« (2015).