Paul Adler
Absolute Prosa
Elohim, Nämlich, Die Zauberflöte und andere Texte

Mit dieser Ausgabe, die das Erzählwerk des Prager Autors Paul Adler erstmals vollständig zugänglich macht, kann einer der großen literarischen Formkünstler der Moderne endlich wiederentdeckt werden.

Seine kühnen Prosaexperimente wurden von der zeitgenössischen Kritik sofort gerühmt, trotzdem ist Paul Adlers Werk später nur verstreut in Anthologien veröffentlicht und noch bis heute zu wenig beachtet worden. In jüngster Zeit mehren sich allerdings die Stimmen, die endlich die einzigartige Sprachkunst Adlers würdigen.

Seine wichtigsten Bücher, Elohim, Nämlich und Die Zauberflöte gehören ohne jeden Zweifel in eine Reihe mit den bedeutendsten Erzählexperimenten der deutschen Literatur der Moderne, sie sind Benns Garten von Arles und Kafkas Beschreibung eines Kampfes, was Raffinesse der Komposition, Musikalität und suggestiven Klangzauber angeht, ebenbürtig. Selten wurde radikaler mit den konventionellen Erzählgesetzen, mit Zeit- und Handlungsordnungen gebrochen, um noch den verschlungensten Bewusstseinsvorgängen der Protagonisten mit größtmöglicher sprachlicher Virtuosität zu folgen. Adlers Prosa ist frei von Zwängen, sie überrascht die Leser, sie ist »absolute Prosa« (Gottfried Benn).

Paul Adlers Absolute Prosa eröffnet die Reihe Kometen der Moderne. Sie wird außergewöhnliche Stimmen der literarischen Avantgarde wieder zugänglich machen und in hochwertigen, wissenschaftlich begleiteten Leseausgaben präsentieren.

Herausgegeben von Claus Zittel
unter Mitarbeit von Fabian Mauch
Kometen der Moderne, Band 1
456 Seiten
gebunden, Leseband
12 x 19 cm
(D) € 28,00, (A) € 28,80, sFr 36,50 (UVP)
ISBN 978-3-946595-06-9

Pressestimmen

»Das Werk von Paul Adler strahlte in der Zeit um 1920 blendend und ist seitdem nur einem kleinen Kreis von Eingeweihten sichtbar geblieben. … Seine Absolute Prosa ist es wert, hat es in sich und wird auch hundert Jahre nach ihrem ersten Erscheinen wieder einen hellen Schweif von Bewunderung leuchten lassen.« – Harald Loch, Faces of Books

»Die von dem Literaturwissenschaftler Claus Zittel herausgegebene und mit einem luziden Nachwort versehene Absolute Prosa macht die zentralen Texte des Adler’schen Werkes zugänglich und erlaubt den Blick auf einen der ›größten Formkünstler und abgründigsten Dichter der literarischen Moderne Europas‹. … Gerade angesichts der aktuellen politischen Debatten und ihrem salonfähig gemachten Brandstiftertum; gerade in einem Land, wo das Wort ›Vogelschiss‹ einen GAU kaschiert; gerade mit staunendem Blick auf die gekappten Traditionslinien einer mehr als tausendjährigen, weit über ›das Deutsche‹ hinausragenden, von so viel Fremdem befruchteten Kultur ist es von eminenter Bedeutung, an Autoren wie Paul Adler zu erinnern: ihr Ringen, dem zwiespältigen menschlichen Wesenkern näher zu kommen, an ihre Visionen für eine ›neue Gesellschaft‹, die das Leid der Geschichte an ein gutes Ende führen könnten.« – Andreas Kohm, Badische Zeitung

»Die Ausgabe ist textologisch sorgfältig und verlässlich. … Im Nachwort zieht sich Zittel nicht auf die Figur vom ›zu Unrecht vergessenen Genie‹ zurück. Er verortet den Autor in den Zusammenhängen, die seine Haltungen zur Literatur und zum Leben prägten. … Nachdrücklich unterstreicht er, dass Adlers Texte nicht chaotisch sind: ›Das ist kein verwirrtes Erzählen, sondern das präzise Erzählen einer Verwirrung‹, eine ›Phänomenologie der Denkvorgänge‹.« – Štěpán Zbytovský, Institut pro studium literatury

Adler_Paul
The National Library of Israel,
Schwadron Collection

Paul Adler, 1878 in Prag im jüdischen Ghetto geboren, studierte von 1896 bis 1900 in seiner Heimatstadt Jura und war danach für kurze Zeit in Wien als Rechtspraktikant tätig. Als er gegen eine Näherin, die von den Siemens-Werken verklagt worden war, juristisch vorgehen sollte, weigerte er sich und gab seinen Beruf auf, um fortan als freier Schriftsteller und Übersetzer meist in Italien und ab 1912 in der Künstlerkolonie Hellerau bei Dresden zu leben. Adler war pazifistischer Aktivist und gründete 1918 die »Sozialistische Gruppe der Geistesarbeiter«. 1921 begann er in Prag als Redakteur für die Prager Presse zu arbeiten, 1923 kehrte er nach Hellerau zurück. In dieser Zeit beschäftigte er sich mit der japanischen Literatur, zu der er eine Literaturgeschichte mit Textbeispielen und ein Sachwörterbuch publizierte. 1933 musste er vor den Nazis, die ihn zusammengeschlagen hatten, nach Prag fliehen, wo er später den Krieg in einem Versteck überleben konnte. 1946 starb er an den Folgen eines zweiten Schlaganfalls.