Martina Winkler
Panzer in Prag
Der fotografische Blick auf die Invasion von 1968
Vor aller Augen: Als 1968 der Prager Frühling durch eine brutale Machtdemonstration sein Ende findet, dokumentieren unzählige Fotoapparate das Geschehen. Private wie professionelle Aufnahmen zeigen dramatische Szenen und einen bizarren Alltag in den Tagen der Invasion. Mit seiner ungewöhnlichen Auswahl und eingehenden Betrachtungen bietet dieser Band bemerkenswerte Visual History nach fünfzig Jahren.
Die ganze Welt sah zu, als mit dem Einmarsch der Armeen aus vier Warschauer-Pakt-Staaten am 21. August 1968 die Reformbemühungen in der Tschechoslowakei niedergeschlagen wurden. An diesem Tag und während der ersten Woche nach dem Einfall der »sozialistischen Bruderstaaten« hielten zahlreiche Amateure und ausgebildete Fotografen an zentralen Plätzen oder vor der eigenen Haustür das Geschehen fest: typische Szenen, bedeutende Momente oder Bezeichnendes am Rande. So entstand ein Bildschatz und ein eigenes fotografisches Bildgedächtnis, in dem sich in vielen Details die Atmosphäre dieser Zeit erhalten hat. Martina Winkler zeigt eine eindrückliche Auswahl solcher Bilder als historische und künstlerische Zeugnisse von eigenem Wert. Dabei reicht das Material von unveröffentlichten Fotos aus Archiven und Privatbesitz über seinerzeit in tschechoslowakischen Medien abgedruckte Bilder bis hin zu ikonischen Fotografien, die das kollektive Gedächtnis seit Jahrzehnten prägen. Fotografien als komplexe Zeitdokumente, denen die Autorin in kurzen Essays nachspürt.
232 Seiten
Broschur mit Schutzumschlag
Fadenheftung
zahlreiche Abbildungen
20 × 25 cm
(D) € 35,00, (A) € 36,00, sFr 45,50 (UVP)
ISBN 978-3-946595-09-0
Einen Vortrag, den die Autorin an der Universität Hamburg über das Buch und seine Entstehung gehalten hat, kann man hier ansehen.
Pressestimmen
»Die besondere Stärke des Buches liegt darin, dass die Bilder stets sozial-, kultur- und politikgeschichtlich kontextualisiert werden. … Panzer in Prag ist aufgrund seines bisher unbekannten Quellenmaterials und durch seinen fundierten und zugleich kaleidoskopartigen Zugang zu den Fotografien ausgesprochen lesenswert und stellt damit im besten Sinne einer Public History nicht nur für die Fachöffentlichkeit einen großen Gewinn dar.« – Silke Betscher, H-Soz-Kult
»Photographs and their authors not only documented history; they shaped it as well. … It is this sense of uncertainty and open-endedness that Winkler masterfully unravels in her selection of photographs. … Nowadays, more than ever, we need this kind of deeply humanist historiography very badly.« – Pavel Kolář, Kritika: Explorations in Russian and Eurasian History
»Martina Winkler leistet Pionierarbeit, denn obwohl Fotografien des Prager Frühlings und seiner Niederschlagung besonders nach 1989 vielfach veröffentlicht worden sind, waren sie bislang noch nicht Gegenstand einer kritischen Betrachtung. In der Form von Essays zu aussagekräftigen fotografischen Sujets und Motiven und deren Verwendung gelingt es der Autorin mühelos, historisch komplexe Zusammenhänge allgemeinverständlich zu erläutern und damit eine breitere Öffentlichkeit anzusprechen, ohne den Anspruch einer wissenschaftlich fundierten Herangehensweise an die Bilder aufzugeben. Dies unterscheidet die Essaysammlung von zahlreichen anderen Bildveröffentlichungen. … Der Band ist uneingeschränkt zu empfehlen.« – Eva Pluhařová-Grigienė, Visual History
»Panzer in Prag versammelt unterschiedliche Bilder aus den ersten Tagen der Intervention und versucht Deutungen zu finden. Eindrucksvoll wird der Ausnahmezustand durch den Kontrast des Besonderen mit dem Normalen inszeniert.« – Frank Herold, Tagesspiegel
»Martina Winkler hat für ihr Buch zahlreiche Bilder in öffentlichen und privaten Archiven ausfindig gemacht, sodass sie neben den ikonischen Fotos auch private Fotoalben präsentieren kann. Diese macht sie nicht nur der ›scientific community‹, sondern mit ihren gut geschriebenen Essays auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich.« – Marketa Spiritova, Bohemia
»Die Mahnung des Schriftstellers Reiner Kunze, ›Vergangenheit nicht zu kennen, kann die Zukunft kosten‹, beherzigt Martina Winkler mit ihrer hervorragenden Untersuchung zum ›Prager Frühling‹ vorbildlich.« – Volker Strebel, Sudetenland
»Martina Winkler hat in dem neuen Bildband Panzer in Prag eindrucksvolle Fotos zur Invasion gesammelt und erinnert mit ihnen an den 50. Jahrestag des ›Prager Frühlings‹.« – Berliner Morgenpost
Martina Winkler, Jahrgang 1970, ist Professorin für Osteuropäische Geschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Nach ihrem Studium in Berlin und London hat sie an verschiedenen Universitäten gelehrt und geforscht, darunter Leipzig, Stanford, Münster und Bremen. Zu ihren Interessengebieten gehören neben der Geschichte der Fotografie vor allem die Kindheitsgeschichte, Rechtsgeschichte und Globalgeschichte. Sie hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, u. a. einen Band über den tschechischen Politiker Karel Kramář (2002), eine Monografie zur Geschichte Alaskas unter russischer Herrschaft (2016) sowie eine Einführung in die Kindheitsgeschichte (2017).