Bettina Burger (Hrsg.)
Terror Australis – Australian Gothic
Koloniale und postkoloniale Erzählungen

Von Geistern und anderen, sehr realen Gefahren, die im australischen Busch lauern, bis hin zu einem Dämon am Küchentisch: Dieser Band gibt mit seinen literarischen Entdeckungen einen Einblick in das Genre der australischen Schauerliteratur mit den Besonderheiten, die sich aus der Kolonialgeschichte ergeben. Dabei bildet er die kulturelle Vielfalt eines modernen Landes ab, das sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt und marginalisierten Gruppen den Raum gibt, bislang vorherrschende Narrative infrage zu stellen.

Das Gruseln von früher und das Gruseln von heute: Die acht hier zweisprachig versammelten Kurzgeschichten spannen einen weiten Bogen von den Texten weißer Autor:innen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts bis hin zu Erzählungen der Gegenwart. Sie dokumentieren den Wandel, den Australien und seine Gesellschaft durchlaufen haben: Die älteren Erzählungen zeichnen ein Bild, das stark vom kolonialen Herrschaftsdenken weißer Siedler:innen geprägt ist. Die Angst vor dem Unbekannten, vor der harschen, unberechenbaren Natur bietet exzellenten Gruselstoff, der allerdings eine rassistische Grundhaltung gegenüber den Angehörigen der first nations und ihrer Kulturen erkennen lässt, die in den Kommentaren kritisch eingeordnet wird. Auch die jüngeren Geschichten knüpfen an die koloniale Vergangenheit und ihre die australische Gesellschaft noch heute prägenden Folgen an. Ebenso deutlich aber eröffnen sie neue Perspektiven, die den »Gruselfaktor« anderswo verorten als bisher. Teils anklagend und bewegend, teils humorvoll und befreit kommen in dieser Sammlung auch Stimmen zu Wort, die sonst häufig ungehört bleiben und von dem kulturellen Reichtum zeugen, den Australien zu bieten hat.

Herausgegeben von Bettina Burger
Düsseldorf übersetzt, Band 11
ca. 250 Seiten
Broschur
Englisch/Deutsch
13 × 18 cm
(D) € 20,00, (A) € 20,60, Fr. 26,50 (UVP)
ISBN 978-3-946595-48-9
Erscheinungstermin: August 2025

Marcus Clarke (1846–1881) ist mit 18 Jahren aus England nach Australien ausgewandert. Als Mitarbeiter einer Tageszeitung machte er sich mit Kolumnen über das Leben in Melbourne einen Namen, bevor sein eindringlicher Roman For the Term of His Natural Life (1874) über das australische Strafgefangenensystem zu einem Klassiker der australischen Literatur wurde. — Übersetzer:innen: Leonie Bieger, Gina Heinzmann, Laura Le Donne, Charlotte Riedel


© Worcester College, Oxford

William Sylvester Walker (1846–1926) wurde im australischen Heidelberg geboren und lernte auf zahlreichen Reisen viel über das ländliche Leben Australiens, insbesondere das auf den Rinderstationen, aber auch in den zahlreichen Minen des Landes. Diese Erfahrungen prägen sein literarisches Werk. — Übersetzer:innen: Leonie Bieger, Laura Le Donne, Charlotte Riedel

Barbara Baynton (1857–1929) ist für ihre protofeministischen Kurzgeschichten über den australischen Busch bekannt, insbesondere für ihre Bush Studies (1902). Durch die Vertuschung ihrer wahren Abstammung von irischen Einwanderern der Arbeiterklasse und geschickte Heiraten brachte sie es bis zum Titel einer Lady Headly. — Übersetzer:innen: Annika Höfermann, Ann-Sophie Ludwig, Alicia Rein

Rosa Campbell Praed (1851–1935), die Tochter englischer Einwanderer gilt als eine der ersten australischen Schriftsteller:innen, die internationalen Ruhm erlangten. Ihr Werk beinhaltet u. a. autobiografische Texte wie My Australian Girlhood (1902), historische Romane wie Nyria (1904), der auf den Visionen einer engen Vertrauten beruht, und die »lost race romance« Fugitive Anne (1902). — Übersetzer:innen: Clara Görres, Jo Hoffs, Alice Kronenberg, Lina Langpap


© Katie Hayne

Lisa Fuller ist eine preisgekrönte Murri-Schriftstellerin, die seit 2006 auf Ngunnawal- und Ngambri-Land (Canberra) lebt. Sie ist Dozentin an der Universität von Canberra. Außerdem arbeitet sie als Literaturagentin, freiberufliche Autorin und Redakteurin – und verbringt ihre Tage damit, all das mit ihrer Familie zu vereinbaren. — Übersetzer:innen: Clara Görres, Lina Langpap, Dagmar Rosiek, Alice Kronenberg


© Natasha Horvat

Mykaela Saunders ist die Autorin der mit dem David Unaipon Award ausgezeichneten Anthologie Always Will Be (2024) sowie die Herausgeberin der mit dem Aurealis Award geehrten Kurzgeschichtensammlung This All Come Back Now (2022). Sie stammt von den Dharug ab und gehört zur Tweed-Goori-Gemeinschaft. An der Macquarie University forscht sie zur speculative fiction indigener Schriftsteller:innen. — Übersetzer:innen: Ava Braus, Nesrin Ehrhardt, Sabrina Polsfuß


© Tim Herbert

Grace Chan ist eine preisgekrönte Autorin der speculative fiction. Ihr von der Kritik gepriesener Debütroman Every Version of You (2022) handelt von der Liebe in einer Welt, in der die Menschheit überwiegend nur noch in einer virtuellen Realität existiert. Ihre Kurzgeschichten findet man u. a. in den Online-Magazinen Clarkesworld, Lightspeed, Going Down Swinging, Aurealis und Andromeda Spaceways. — Übersetzer:innen: Ann-Sophie Ludwig, Ava Braus, Dagmara Rosiek


© privat

Gillian Polack ist Ethnohistorikerin und preisgekrönte Schriftstellerin. 2020 gewann sie den Chandler Award für herausragende Leistungen im Bereich australischer Science Fiction. Ihr Roman The Year of the Fruit Cake (2019) gewann 2020 den Ditmar Award, und ihr Roman The Wizardry of Jewish Women (2016) gilt als der erste australisch-jüdische Fantasyroman. — Übersetzer:innen: Bettina Burger, Jo Hoffs, Livia Heyer